Auf dem Weg von Rüdesheim nach Spay überquert man bei Sankt Goarshausen für drei Euro den Rhein und der Fährmann spricht wie Lukas Podolski.
Der Bopparder Hamm sei so kräftig, der wuchere regelrecht ohne gedüngt werden zu müssen, da kämen all die anderen Lagen lange nicht mit, sagt Mutter
Weingart. Ständig müssten die Spitzen geschnitten werden, damit sie nicht umklappen und man müsse so oft ins Laub, dass man gleich wieder vorne anfangen könne, wenn man hinten aufgehört habe und die Lese dauere noch knapp diese Woche, man hätte sicher gesehen, dass die Arbeiter ja erst am unteren Weg seien. Diese sei die entscheidende Woche, denn wie bei keinem anderen Produkt habe man, nach einem ganzen Jahr Arbeit, nur eine einzige Chance und alle seien voller Hoffnung, dass es auf die letzten Tage nicht noch Regen gibt, weil jetzt wäre es perfekt für die Trauben, dieser Jahrgang ein besonderer und der Ertrag, trotzdem man ja auch sehr viel Sonnenbrand gehabt habe, auch wesentlich grösser als 2006, so dass auch wieder etwas mehr Geld in die Kasse käme.
Beim Beladen des Wagens mit den beinahe letzten Flaschen der
trockenen Spätlese - alles andere ist lange ausverkauft und auch vom diesem tollen Riesling dürften kaum mehr als 50 Flaschen übrig sein - liegt der Geruch des Tresters in der Luft und Schwiegertochter Weingart korrigiert meinen Respekt für den frühen Ausverkauf, indem sie mir erklärt, dass es auch immer etwas doof sei, wenn so früh schon alle Ware weg sei, denn sie seien Winzer und keine guten Kaufleute, so dass sie immer gleich alles Geld, was so reinkommt, investierten und sich dann wunderten, wenn später im Jahr nichts mehr reinkäme, weil ja nichts mehr zum Verkaufen da sei.
Gute Winzer sind sie und schlechte Kaufleute irgendwie auch, denn selbst für zwei, drei Euro mehr halte ich den Wein immer noch für empfehlenswert. Vielleicht sind die Weingarts aber auch einfach nur gute Menschen.
Und was das Wetter diese Woche angeht, habe ich auch ein gutes Gefühl.