Es fällt mir schwer, einen definierten Stoff auf einen definierten Prüfungstermin hin zu lernen. Sehr schwer, denn als ich zuletzt in dieser Situation war, habe ich mich auf mein Abitur vorbereitet und das liegt 15 Jahre zurück. Entsprechend plagen mich dieser Tage Versagensängste, wie ich sie noch nicht erlebt habe, denn ich bereite mich auf die Generalprobe eines neuen, weiteren, Berufs vor. Den des Nichtraucher-Trainers.
Vor etwas über zwei Jahren habe ich, wider erwarten, mit dem Rauchen aufgehört, indem ich ein Seminar mit dem Namen
Nichtraucher in fünf Stunden besucht habe. Ich habe zu Beginn nicht daran geglaubt, dass ich je Nichtraucher würde und mein privates Umfeld hätte eher erwartet, dass ich einen Sohn gebäre, als dass ich die Zigaretten wegliesse. Ich hätte nicht erwartet, dass es so lächerlich einfach ist, mit dem Rauchen aufzuhören und ich hätte noch weniger erwartet, dass mir als Nichtraucher nicht das geringste fehlt.
Keine Angst vor Onkel Holgi. Ich missioniere nicht und bin auch nicht das, was Raucher so gerne als militant bezeichnen, weise aber häufig darauf hin, dass Rauch beim Essen stört. Denn er stört. Ich lasse mir von Rauchern, der Tabakindustrie und deren Bütteln keinen Unsinn erzählen, halte stets dagegen und ich empfehle oft Rauchern, die behaupten, sie könnten jederzeit aufhören, sie wollten nur eben nicht, sich mal mit dem Thema Sucht und den Rechtfertigungsstrategien von Abhängigen zu befassen. Meine Freundin hat geraucht, als ich sie kennengelernt habe - ich habe sie trotzdem geküsst.
Ich halte den Ansatz, eine Entscheidung zu treffen und bei dieser Entscheidung auch zu bleiben, die sogenannte Schlusspunktmethode, für die wirksamste Methode, Nichtraucher zu werden und zu bleiben. Kurz, schmerzlos, unmittelbar wirksam und ohne sich von der Pharmaindustrie oder irgendwelchen Pseudowissenschaften verarschen zu lassen.
Deshalb habe ich in eine Ausbildung zur Trainer investiert, selbstverständlich in der Hoffnung, irgendwann von diesem Beruf leben zu können. Idealerweise fürstlich - genug Raucher gibt es ja und 90% aller wollen sowieso lieber Nichtraucher sein. Und was will ich mehr, als dafür bezahlt zu werden, fünf Stunden zu reden und immer zu den Guten zu gehören, weil ich eben keine doofen Gewinnspiele oder Versicherungen verkaufe, sondern eine Dienstleistung, bei der hinterher beide gewonnen haben. Ich bekomme nämlich nur einen Bruchteil des Geldes, das der Nichtraucher spart. Dazu gibt es - gleichsam gratis - jede Menge Freiheit, Gesundheit und stinken tun fürderhin auch nur noch die anderen.
Genug geworben, denn eigentlich habe ich was zu verschenken.
Wer ernsthaft Nichtraucher werden will und am Sonntag, dem 27. August 2006 ab 14:00 Uhr (fünf Stunden) Zeit und Lust hat, sich in Berlin-Mitte am Hackeschen Markt einzufinden, schickt mir bis Montag eine Mail an schwerkraft (ätt) gmail (dott) com.
Am Eingang steht ein grosses Glas, in das jeder soviel reinwirft, wie es ihm wert warDie Teilnahme ist kostenlos, es gibt Kaffee und Zigarettenpausen, ich werde furchtbar nervös sein, deshalb vermutlich ganz schlimm schwitzen, manchmal auch stammeln und insgesamt eine eher tragische Figur abgeben und trotzdem gibt es für jeden Teilnehmer und jede Teilnehmerin eine realistische Chance, demnächst ein freieres Leben zu leben. An den vermittelten Fakten kann nämlich selbst der schlechteste Trainer nichts ändern - die Offenheit der Anwesenden vorausgesetzt.
Bei zu vielen Teilnahmewünschen entscheidet
meine Willkürdas Los.