Der öffentlich-rechtliche Rundfunk fürchtet wie kaum etwas anderes, dass freie Mitarbeiter sich auf Festanstellungen einklagen, denn die wird man praktisch nie wieder los. Jede Landesrundfunkanstalt geht mit diesem Problem auf ihre Weise um. Meine Heimatanstalt RBB ist bisher so verfahren, dass man als Freier entweder weniger als 120 Tage im Jahr für den RBB gearbeitet, oder einen Rahmenvertrag bekommen hat, der beinhaltete, dass man nach sechs Jahren für sechs Monate aussetzen musste, wobei niemand dir garantiert hat, dass Du nach dieser "Pause" auch wieder in deiner Redaktion anfangen konntest. Meistens hat das aber funktioniert, denn der RBB ist - bei aller berechtiger Kritik - ein treuer Arbeitgeber.
Ab 1. September 2013 ist diese Pause
Geschichte. Freie arbeiten entweder weniger als 120 Tage im Jahr oder bekommen alle zwei Jahre einen neuen Rahmenvertrag, wenn die Redaktionen den Mitarbeiter auch behalten wollen. Dadurch ändert sich die Personalpolitik des Hauses wesentlich. Bisher waren die Redaktionen gezwungen, alle sechs Jahre das Personalkarussell zu drehen, zwangsweise Personalentwicklung sozusagen. In die so entstehenden Lücken konnte Nachwuchs aus anderen Bereichen der Anstalt oder von außen nachrücken. Diese Lücken entstehen jetzt nicht mehr automatisch regelmäßig, sondern müssen von den Redaktionen aktiv geschaffen werden, indem sie die Zwei-Jahres-Verträge nicht verlängern. Das werden die Redaktionen aber nur bei Mitarbeitern machen, die ihnen nicht wertvoll genug sind, und das sind eher wenige. Es wird in Zukunft also wesentlich schwieriger werden, als Freier beim RBB zwischen Redaktionen zu wechseln oder aufzusteigen.
Das ist für so Leute wie mich kurzfristig eine gute Nachricht, denn ich kann auch im nächsten Jahr dort weiter arbeiten, wo ich heute arbeite und auch gerne bleiben möchte, weil es mir bei Fritz und beim ARD Text nämlich gut gefällt. Für die Freien insgesamt wird das mittel- und langfristig aber eher unkomfortabel und frustrierend, vor allem dann, wenn sie irgendwann gezwungen sind, ihre bisherige Redaktion zu verlassen, beispielsweise weil sie aufgelöst wird oder weil - wie in meinem Fall und Fritz - irgendwann auch mal Schluß sein muss. Bisher konnte unsereins sich darauf verlassen, dass früher oder später mal irgendwo Gelegenheit sein würde, wenigstens ein halbes Jahr lang sein Können unter Beweis zu stellen, latent also eine Perspektive im Unternehmen zu haben. Ich bin gespannt, wie wir und der RBB das in Zukunft handhaben werden, denn wenig ist kontraproduktiver als ein Mitarbeiter, der mangels Perspektiven frustriert ist.