Seit ein paar Tagen kann ich auf dem rechten Auge nicht mehr richtig sehen. Es macht den Eindruck, als hätte ich mir versehentlich Creme aufs Brillenglas geschmiert, bloß ändert sich nix, wenn ich die Brille abnehme. Das ganze ist völlig schmerzfrei. Am Wochenende bin ich die Erste Hilfe einer Augenklinik gefahren, weil meine größte Angst ist, irgendwann mal mein Augenlicht zu verlieren. Es folgen diverse Tests, bei denen beurteilt wird, wie gut ich sehen kann, ob ich eine Infektion im Auge habe oder was es sonst sein könnte. Stellt sich raus, dass es sonstwas ist: Eine Augenthrombose.
Ein Gefäß in meiner Netzhaut ist verstopft. Ich hatte noch Glück, dass es nicht die Zentralvene, sondern irgendwo am Rand ist. Das Blut hat sich gestaut, ist in die Netzhaut eingesickert und hat sie gleichsam aufgeschwemmt. Das Ganze hat kurz vor dem sogenannten gelben Fleck, der Stelle des schärfsten Sehens, halt gemacht, so dass ich absurderweise immer noch volle Sehkraft habe, aber durch einen Schleier hindurch. Ich bekomme jetzt Medikamente, die die Verstopfung irgendwie auflösen und welche, die sowas in Zukunft verhindern sollen. Ansonsten kann ich nur abwarten. Falls es sich verschlechtert, soll ich zum Arzt, um eine Spritze ins Auge zu bekommen, die dann eine entsprechende Wirkung haben soll. Es ist ausserdem nicht unwahrscheinlich, dass die Sehstörung bleibt, selbst wenn die Thrombose mal verschwunden sein sollte.
Sowas kann jeder Mensch bekommen, es gibt aber Risikofaktoren, die sowas begünstigen. Es sind dieselben wie für die Volkskrankheiten. Ganz vorne steht das Rauchen, dann kommt das Übergewicht. Übergewicht führt gerne zu Bluthochdruck und zu Diabetes, die ihrerseits - also auch ohne Übergewicht - Thrombosen begünstigen. Letztlich ist das, was ich im Auge habe, sowas wie ein Herzinfarkt oder Schlaganfall, nur halt im Auge. "Vorbote" hat der Arzt in der Klinik das genannt. Momentan fühlt es sich so an, als hätte ich den Schuss gehört. Ich hoffe, es ist nicht nur eine Illusion.