Die jüngsten Umstände haben mich zum Kassenpatienten gemacht. Eigentlich wollte ich ja jammern, denn bisher war ich privatversichert. Da ist man privilegiert. Dann erzählte ein Kollege, dass er demnächst knapp die Hälfte seiner Rente nur für seine private Krankenversicherung ausgeben muss. Außerdem meinte die beste Hausärztin von allen, ich soll mal froh sein, denn falls ich mal chronisch krank werden sollte, könne das als Privatpatient auch schnell mal im Ruin enden und außerdem würde sie den privaten Versicherungen sowieso mal nur noch ein paar Jahre geben.
Jetzt habe ich zum ersten Mal die Leistungen meiner neuen Versicherung in Anspruch genommen. Ich habe mir meine regelmäßige Ration Medikamente geholt. Früher ging das so: Ich rufe bei der Ärztin an, diktiere der Dame am Telefon, was ich haben will, fahre später vorbei, hole das Rezept, kaufe die Medikamente, bezahle sie komplett selbst, bekomme das Rezept mit Quittungsaufdruck zurück, bekomme irgendwann eine Rechnung über dreiachtzig für das Rezept, bezahle die und schicke beides zur Versicherung, die mir dann die Kosten erstattet. Heute ging das so: Ich rufe bei der Ärztin an, diktiere der Dame am Telefon, was ich haben will, fahre später vorbei, hole das Rezept, kaufe die Medikamente, bezahle 15,- Euro, bekomme das Rezept nicht zurück, bekomme keine Rechung von der Ärztin und werde die 15,- Euro auch nicht erstattet bekommen.
Außer der 15,- Euro habe ich bisher also noch keine negativen Auswirkungen verspürt, die mein Abstieg in die untere Klasse der bundesrepublikanischen Zweiklassen-Medizin angeblich nach sich ziehen soll. Soweit finde ich das gut zu ertragen. Aber ich brauchte ja auch noch keine ärztliche Hilfe.