STACKENBLOCHEN (rsf)
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Der Bundespräsident hat eingeräumt, dass wir nicht nur Krieg führen, um mutmaßliche Terroristen schon in ihren Heimatländern auszuschalten; dass unsere Armee nicht nur in fremden Ländern Menschen tötet, um dort für stabile Verhältnisse zu sorgen; dass die Bundeswehr nicht nur dazu da ist, Schulen und Brunnen zu bauen, sondern dass Krieg auch für uns inzwischen wieder die Fortsetzung von Politik unter Einbeziehung anderer Mittel ist.

"Allerdings müsse Deutschland mit seiner Außenhandelsabhängigkeit zur Wahrung seiner Interessen im Zweifel auch zu militärischen Mitteln greifen. Als Beispiel für diese Interessen nannte Köhler ‘freie Handelswege’. Es gelte, ‘ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auf unsere Chancen zurückschlagen’ und sich somit negativ auf Handel und Arbeitsplätze auswirkten."

So unangenehm ich den Umstand finde, dass wir aus unserer blutrünstigen Geschichte nichts gelernt zu haben scheinen, so froh bin ich auch, dass wenigstens eine Spitze unseres Landes zugibt, was ich ohnehin schon immer vermutet habe und erwarte, dass der Deutsche Bundestag sich ähnlich klarer Weise äußert. Dann können wir dieses Thema nämlich endlich mal mit offenen Karten und in klaren Worten diskutieren und müssen uns nicht noch länger dieses idiotische Gelaber um den heißen Brei anhören, das seit Jahren aus den Mündern diverser Minister und ihrer publizistischen Sprachrohre quillt.

Mindestens genauso erstaunt bin ich allerdings darüber, dass das Deutschlandradio, bei dem das Köhler-Interview gelaufen ist, sowohl den Mitschnitt als auch die Abschrift des Interviews um die entsprechenden Passagen gekürzt zu haben scheint.

Wenn das so weitergeht, geht 2010 noch in die Geschichte ein, als das Jahr, in dem der Journalismus endgültig damit angefangen hat, sich sein eigenes Grab zu schaufeln. Und das finde ich ebenso unangenehm, wie mir die Frage zu stellen, wie oft solcherlei Verfälschungen wohl schon vorgekommen sein mögen, bevor wir mit dem Netz die Möglichkeit bekommen haben, solche Dinge zu dokumentieren und zu verbreiten.

Tragisch finde ich, dass es trotz - oder vielleicht sogar gerade wegen - dieser Möglichkeit zweifelhaft ist, ob sowohl Umfang als auch Beständigkeit der mit diesen Mitteln herstellbaren Öffentlichkeit hinreichen, um nachhaltige Verbesserungen der politischen Kultur herbeizuführen. Ehrlich gesagt bezweifle ich das. Aber ich bin ja auch Kulturpessimist.


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